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August 2021 – Fette Hirsche

von | Jul 28, 2021 | Jagd-Blog

Und wieder einmal befinden sich die Rothirsche in unseren Revieren in der Feistzeit. Und wieder macht der alte Merkspruch „Der Feisthirsch ist ein Waldgespenst, das Du nur ahnst doch niemals kennst“ erneut die Runde. Wer jedoch in der glücklichen Lage ist, die Feisthirsche z. B. in ausgedehnten Ruhezonen oder gänzlich unbejagten Lebensräumen beobachten zu können, weiß, dass sie zur Feistzeit nicht heimlicher als in der übrigen Zeit des Jahres sind. Ihr Ziel ist klar definiert: Fett anfressen und speichern!

Denn während bei vielen Menschen allein der Gedanke an „Fett“ bereits Angstzustände und Albträume auslöst, ist ein hoher Feistvorrat für die Rothirsche in der bevorstehenden Brunft quasi überlebensnotwendig. Dies vor dem Hintergrund, dass vor allem die Platzhirsche während der Brunft kaum oder gar keine Äsung aufnehmen, ihr Energieoutput naturgemäß aber Extremwerte erreicht. Liegt doch ihr Masseverlust in der Brunftzeit bei 20 bis 25 Prozent des Gesamtgewichtes.

Und „Fett“ ist und bleibt für unzählige Wildtiere ein optimaler organischer Energiespeicher. Sein physiologischer Brennwert liegt mehr als doppelt so hoch wie jener von Kohlenhydraten und Eiweiß! Besonders Winterschläfer sind auf einen ausreichend großen Fettspeicher angewiesen. So verfügen etwa fünf Kilogramm schwere Murmeltiere zu Beginn ihrer Überwinterung über fast ein Kilogramm Depotfett. Dies ist der Grund, warum alljährlich besonders Jungtiere der Mankeis den Winterschlaf nicht überleben. Ihnen fehlt es an Fettreserven. Die Zeit, um sich diese in ausreichend hohem Maße anzufressen, ist im Hochgebirge leider oftmals zu kurz.

Und nicht umsonst ist die Milch des Feldhasen mit über 20 Prozent besonders fetthaltig. Das Fett in der Milch dient den mit extrem wenig „Brutpflege“ bedachten Junghasen als Energiequelle für die Wärmeproduktion bei kalter Witterung. Im Hochsommer dagegen als Wasserspeicher zur Kühlung.
Auch im Verhalten von Zugvögeln zeigen sich diesbezüglich signifikante Unterschiede. Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für Ornithologie in Seewiesen konnten mit ihren italienischen Kollegen nachweisen, dass sich Zugvögel mit ausreichend hohen Fettreserven in den Rastphasen tatsächlich ausruhen, während ihre „minderfetten“ Artgenossen auch dort noch nachtanken, also Nahrung aufnehmen müssen.

Fett ist also alles andere Teufelszeug. Für den menschlichen Umgang mit Fetten ist jedoch zu bedenken, dass der „moderne Mitteleuropäer“ weder Winterschlaf hält, noch zu den Zugvögeln zählt und schon gar nicht zur Brunft gut 20 Prozent seiner Körpermasse einbüßt … Munter bleiben! AD