Der Oktober ist der Monat der Damwildbrunft. Schon ab Mitte September ziehen die Schaufler allein oder in kleinen Gruppen in die bekannten Brunftreviere und machen sich durch Schlag- und Plätzstellen bemerkbar. Erst mit steigender Brunftaktivität jedoch werden die Brunftkuhlen geschlagen, die tradierten Brunftplätze somit erneut markiert, in Territorien abgegrenzt und immer häufiger vom Kahlwild frequentiert. In die zweite Hälfte des Dachsmondes dann fällt die Hochbrunft.
Soweit zu den bekannten Fakten. Doch ist auch bei der Damwildbrunft nicht „alles in Stein gemeißelt“. Im Gegenteil: Es herrscht ein unstetes Treiben, ein Kommen und Gehen. So steigt die Attraktivität der Brunftplätze für das Kahlwild offenbar mit der Zahl der jeweils vor Ort brunftenden Schaufler. Gar nicht selten ziehen die paarungsbereiten weiblichen Tiere in Damenwahlmanier und unbeirrt zu einem bestimmten Schaufler. Oder es kommt zu kurzfristigen Ortswechseln. Überhaupt halten sich die Alt- und Schmaltiere durchschnittlich nur etwa 24 Stunden an einem Brunftplatz bis zum Beschlag auf. Oder eben nicht …
Doch wechseln auch die Hirsche ihre Brunftplätze. Nur selten wird ein Schaufler über mehrere Jahre hinweg den gleichen Platz besetzen. Gelingt es regelmäßig doch nur den etwa sechs- bis achtjährigen Hirschen vor dem Hintergrund ihrer Stärke und körperlichen Verfassung einen zentralen Platz auf einem der Großbrunftplätze zu erkämpfen (Stier et al. 2010). Und dort „tummeln“ sich mitunter bis zu 40 Hirsche gleichzeitig. Wirklich alte Hirsche findet man häufig am Rand der größeren Brunftplätze, auf kleineren oder gar deckungsreichen Einzelbrunftplätzen. Ihre Chancen auf eine weitere erfolgreiche Fortpflanzung sinken also beträchtlich.
Weiterhin wechseln die Schaufler auch innerhalb einer Brunftperiode auf „besser besuchte“, weil größere Brunftplätze. Ein gewissenhaftes Ansprechen bleibt folglich absolut notwendig. Dies unterstreicht aber auch die überragende Bedeutung der Großbrunftplätze für die Reproduktion der jeweiligen Gesamtpopulation. Denn dort wird weit mehr als allein das jeweils „ortsansässige“ Kahlwild beschlagen.
Davon abweichend verfolgen einige wenige Damhirsche eine Brunftstrategie, die jener der Rothirsche recht nahe kommt. Sie ziehen während der Paarungszeit mit den mehr oder minder großen Kahlwildrudeln umher. Doch sind solche Abweichungen die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
Wer erstmals die Brunft des Damwildes verfolgt, zuvor aber schon mehrfach den weit tragenden und unterschiedlichen Rufen der Rothirsche gefolgt ist, wird ob der Einsilbigkeit der brunftenden Schaufler zunächst enttäuscht sein. Ihr Ruf ist ein eintöniges, nicht moduliertes „Rülpsen“, dass in der Hochbrunft sowohl tagsüber als auch nachts zu hören ist und die Faszination der Rotwildbrunft bei weitem verfehlt. Nichtsdestotrotz ist auch das Damwild eine hochinteressante, relativ anspruchslose und liebenswürdige Wildart, die uns darüber hinaus auch noch äußerst schmackhaftes Wildbret beschert. Eine mögliche Bezugsquelle sprudelt in der Büchsenmachermeisterei W&O Dittmann … Munter bleiben! AD