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November 2022 – Wildenten rauschen durch die Nacht …

von | Nov 7, 2022 | Jagd-Blog | 0 Kommentare

Immer wieder erfreuen uns vor allem in Norddeutschland zur Zeit die Flugbilder und Rufe der Kraniche, der Saat- und Blässgänse. Doch umfasst das herbst- und winterliche Zug- und Rastgeschehen weit mehr als diese spektakulären Schauspiele. Denn dazu zählen auch die Wanderungen der wenig beachteten oder kaum registrierten „Allerweltsarten“.

Nicht zuletzt die auch von vielen Jägern noch immer nicht als Zugvogel akzeptierte Stockente bringt es dabei auf erstaunlich weite Strecken.

Generell zeigen die „Märzenten“ in ihrem Zugverhalten eine beachtliche Variabilität. Die mitteleuropäischen Stockenten überwintern in ihren Brutgebieten, verstreichen nur über kurze Entfernungen oder treten weite Flüge, beispielsweise bis nach Spanien an. Welche Anteile der jeweiligen Brutpopulation vor Ort bleiben, verstreichen oder fortziehen ist noch immer weitgehend unbekannt. Die in Nord- und Osteuropa brütenden Stockenten sind dagegen ganz mehrheitlich Zugvögel.

Neben Stockenten aus Skandinavien, aus dem Baltikum, Polen und der Ukraine geben uns nachweislich und alljährlich auch ihre Artgenossen aus Russland in großer Zahl die Ehre. So funkte ein am Bodensee telemetrisch besenderter Erpel in der folgenden Nistzeit aus der Nähe von St. Petersburg eindeutige Signale. Mithin aus einer Distanz von gut 2100 Kilometern (Luftlinie). In Alaska beringte Spießenten wurden gar in Guatemala erlegt, also nach einer Wanderung von etwa 8000 km (Bellrose 1976). Die bisher pro Tag registrierte maximale Flugleistung der Stockente liegt bei immerhin 445 Kilometern. Welch erstaunliche Flughöhen die Tiere auf ihren Migrationen erreichen, zeigt ein Beispiel aus Nevada (USA), wo eine Stockente in 6400 Metern Höhe mit einem Verkehrsflugzeug kollidierte.

Wie flexibel und undurchsichtig das Zug- oder Wanderverhalten sein kann, zeigen Beispiele, in denen Stockenten, die im südlichen Mitteleuropa erbrütet wurden oder schon selbst dort gebrütet haben, sich später aber in Skandinavien oder Russland als Brutvögel ansiedelten (Kalchreuter 2000).

Es ist bekannt, dass von der Höhe der Jagdstrecken gar nicht, kaum oder zumindest nicht vorbehaltlos Rückschlüsse auf die Populationsdynamik sämtlicher heimischen Wildarten gezogen werden können. Dies gilt umso mehr für die Zugvögel oder Teilzieher unter unseren Federwildarten. So bereichern bereits im Oktober und November die ersten Scharen der Stockente und weiterer Schwimmenten aus dem Norden und Nordosten Europas unsere Reviere und Jagdstrecken. Dieser Prozess setzt sich bis in den Dezember fort. Eine hohe Entenstrecke lässt folglich keinesfalls auf ebenso hohe Bruterfolge der regionalen Population schließen! Denn abhängig von der Zeit, dem Wetter, der geografischen Lage, den individuellen Zugrouten und weiterer Variablen erlegen wir Durchzügler oder Wintergäste in mehr oder minder beträchtlicher Zahl.

Hinzu kommt aktuell das sich ständig wandelnde Seuchengeschehen der Vogelgrippe. Wir sollten also nicht müde werden, auch der noch immer recht häufigen Stockente durch bioptopverbessernde Maßnahmen, die Bereitstellung von Nisthilfen und eine effiziente Bejagung diverser Beutegreifer unter die Schwingen zu greifen. Es lohnt sich … Munter bleiben! AD