… lautet ein bekannter Merksatz zur Brutbiologie des Rebhuhns. Zwar gibt uns der 1. Mai einen guten „Haltepunkt“ zur Brutzeit der monogamen Feldhühner, mehr jedoch leider nicht. Denn tatsächlich kann die Eiablage in der Zeit von etwa Mitte April bis Mitte Juni erfolgen. Sofern komplette Erstgelege durch Beutegreifer, Erntemaschinen etc. ausfallen, können Nachgelege sogar noch im Juli und August beobachtet werden. Wieder einmal ist es also nicht so einfach, wie wir es gern hätten.
Doch funktioniert „Natur“ eben nicht auf Knopfdruck und schon gar nicht nach einem exakten Terminkalender. Zu viele Unwägbarkeiten und Faktoren beeinflussen u. a. auch die Brut- und Setzzeit. Vor allem das Klima spielt dabei eine wichtige Rolle. So fällt beim Rebhuhn die Auflösung der Winterverbände (Ketten oder Völker) und folglich die Paarbildung im langjährigen Mittel in den Februar und März, im Zweifel in die Zeit unmittelbar nach der Schneeschmelze. Nach kalten und schneereichen Spätwintern verschiebt sich folglich auch das Brutgeschäft der Rebhühner. So kann es passieren, dass eine Rebhenne z. B. im klimabegünstigten Breisgau Baden-Württembergs bereits Ende April ihr Vollgelege bebrütet, während gleichzeitig ihre Geschlechtsgenossinen in der norddeutschen Tiefebene noch nicht ein einziges Ei gelegt haben. Ebenso verschieben sich Anfang und Ende der Brutperiode in ein und demselben Revier von Jahr zu Jahr in einem mehr oder minder großen Zeitfenster.
Ein weiteres treffendes Beispiel liefert uns das Rehwild, die Hauptwildart der deutschen Jagd und Jäger. Ein zeitiges Frühjahr mit hohen Temperaturen und folglich besserer und energiereicherer Äsung führen zu Verschiebung der mittleren Setztermine nach vorn. So fällt die Setzzeit z. B. im klimabegünstigten Ungarn in die Zeit von etwa Mitte April bis Mitte Mai. In Deutschland jedoch sind bereits im April gesetzte Kitze noch immer seltene Ausnahmen, nicht die Regel. Denn weit über 90 Prozent aller Kitze werden nach wie vor im Mai und Juni gesetzt. In welchen Zeitraum der mittlere Setztermin eines jeden Jahres fällt, ist entscheidend von der Entwicklung des Klimas und folglich der phänologischen Entwicklung der Äsungspflanzen abhängig. AD