Obwohl der Dachs derzeit alles andere als selten ist, nehmen wir nur einen geringen Bruchteil seiner Lebensäußerungen wahr. Ganz überwiegend nachtaktiv entzieht sich der schwerste heimische Marder unserer direkten Beobachtung. Im Juli und August steigt die Zahl der Dachssichtungen jedoch in schöner Regelmäßigkeit an. Hintergrund dieser vermehrten Aktivität ist die Ranz, vor allem jene der erst vor kurzem geschlechtsreif gewordenen, einjährigen Jungfähen. Denn während etwa 80 Prozent der älteren Fähen bereits kurz nach dem Werfen im Februar und März in aller Heimlichkeit wieder gedeckt werden, sind die Rüden der Schmalzmänner jetzt vor allem auf der Suche nach den weiblichen „Teenagern“.
Doch ist es mit dieser zweiten Hauptranzphase offenbar noch immer nicht getan. Entsprechende Forschungsarbeiten zeigen, dass mehrjährige Dachsfähen insgesamt von Januar bis Oktober im Östrus sein können (z. B. Lüps u. Wandeler 1996). Entsprechend uneinheitlich ist folglich auch die Gesamttragzeit, die je nach dem Zeitpunkt der erfolgreichen Paarung von fünf bis 13 Monate dauern kann. Die auch von anderen Marderarten bekannte Keimruhe sorgt dafür, dass sich die befruchteten Eizellen erst im Dezember/Januar in der Gebärmutter-Schleimhaut einnisten und erst dann eine rasche und regelrechte etwa 45-tägige Embryonalentwicklung beginnt. So ist gewährleistet, dass die zwei bis vier Welpen mehrheitlich im Februar und März geboren werden – immerhin etwas, das im Fortpflanzungsverhalten der Grimbärte halbwegs einheitlich geregelt ist.
Nach dem drastischen Populationseinbruch im Zuge der Baubegasung zur Tollwutbekämpfung in den 60er und 70er Jahren, die vornehmlich dem Fuchs galt, haben die Dachsbesätze in Deutschland zuvor ungeahnte Höhen erreicht. Auch, wenn man von Streckenstatistiken nicht vorbehaltlos auf die tatsächliche Populationsdynamik schließen darf, zeichnet sich eine eindeutige Entwicklung ab. So wurden in den zurückliegenden Jagdjahren mit bundesweit 88.896 (2020) und 86.745 (2021) die höchsten Streckenergebnisse seit Beginn der diesbezüglichen Aufzeichnungen erzielt (Quelle: DJV, 2022).
Noch im Jagdjahr 2010 lag der Streckenwert inklusive Fallwild bei 53.992. Somit erfolgte allein in den zurückliegenden zehn Jahren eine Steigerung um knapp 65 Prozent! Bezieht man die „äußerst defensive“ Bejagung in den allermeisten Revieren mit ein, leben aktuell mit Sicherheit mehr Dachse als jemals zuvor in unserem Land. Die drei Bundesländer mit den höchsten Dachsvorkommen sind Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Also ran an die Schwarte … Munter bleiben! AD