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November 2023 – Meister Lampe – frühe Jagd bringt gute Strecke!

von | Nov 2, 2023 | Jagd-Blog

Welcher erfahrene und gut beobachtende Niederwildjäger kennt nicht das fast alljährlich auftretende Phänomen, dass noch im August und September „gut Hasen da sind“, die spätherbstliche oder winterliche Jagdstrecke aber dann doch mehr oder minder weit hinter den Erwartungen zurückbleibt? Dabei ist des Rätsels Lösung in den allermeisten Fällen ebenso offensichtlich wie logisch.

Von höchster Bedeutung ist hier nach wie vor die Kokzidiose, allen voran die Dünndarmkokzidiose der Junghasen. Denn ganz überwiegend verenden die im Jahr der Jagd gesetzten Langohren in mehr oder minder großer Zahl an der Dünndarmkokzidiose. Das oft zitierte Hasensterben im Herbst ist bei genauer Betrachtung also ein „Junghasensterben“. Durch einen entsprechend frühen Jagdtermin kann aber zumindest ein Teil dieser Junghasen noch erlegt und kulinarisch verwertet werden.

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Die Höhe des jagdlich nutzbaren Zuwachses der Feldhasenbesätze wird von vielen Faktoren beeinflusst.

Darmkokzidien sind einzellige, wirtsspezifische Endoparasiten, die in mindestens acht verschiedenen Arten (Eimeria spec.) beim Feldhasen auftreten können. Für ihre Entwicklung benötigen sie außerhalb des Wildkörpers als so genannte Oozysten zwei entscheidende Faktoren – etwas Feuchtigkeit und Wärme – um sich zu infektionstüchtigen Einzelparasiten entwickeln zu können. Relativ feuchte Sommer, gefolgt von einem warmen Herbst, sind folglich beste Voraussetzungen für die Seuchenzüge der Kokzidiose. Bei großer Trockenheit im Sommer und Herbst dagegen fallen wesentlich weniger Junghasen der Kokzidiose zum Opfer. Es fehlt zunächst der Faktor Feuchtigkeit, im folgenden Winter dann die entsprechende Wärme, was der Grund dafür ist, dass die oft seuchenhafte Wirkung mit zunehmender Kälte verschwindet.

Eine bereits Mitte der 1980er-Jahre durchgeführte Streckenanalyse aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen (Brüll 1985) zum Beispiel zeigte, dass noch bis Mitte November die Junghasen zwischen 42 und 58 Prozent der Gesamtstrecke ausmachten. Von Ende November bis Mitte Dezember ging dieser Anteil auf 33 bis null(!) Prozent zurück. Weitere Untersuchungen (z. B. Rath 1986) bestätigen diesen Trend unzweifelhaft. Der Streckenanteil der Junghasen sinkt demzufolge umso weiter, je später die Treibjagd im Jahr terminiert wird. Sicher werden sich die absoluten Zahlen revierweise unterschiedlich und von der Höhe des Zuwachses sowie dem wetterbedingten Verlauf der Kokzidiose abhängig verschieben, die Tendenz aber wird sich kaum verändern. Weiterhin mehren sich die Abgänge durch die Pasteurellose unter dem Einfluss von Kälte und Nässe – bei typischem Novemberwetter also. Gleiches gilt für die Viruskrankheit EBHS. Hinzu kommt, dass jede zeitlich bedingte Verringerung der geeigneten Äsungsflächen zu Massierungen und so zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt.  

Überdies steigt der Anteil der Häsinnen auf der Strecke schon ab Ende November deutlich an. Von späten Treibjagden im Dezember oder gar dem traditionellen Hasensilvester „zwischen den Jahren“ sollten wir uns also endgültig verabschieden. Dass die Zahl der Junghasen bereits zuvor in den allermeisten Revieren durch eine Vielzahl von Beutegreifern empfindlich reduziert wird, bedarf an dieser Stelle keiner besonderen Erwähnung mehr. Das Team der Jagdschule und Büchsenmachermeisterei W&O Dittmann wünscht euch für die anstehenden Treib- und Drückjagden viel Waidmannsheil. Munter bleiben! AD