Trughirsche, Weihnachtsmänner und Postämter
Dem zweifelhaften Vernehmen nach wohnt der Weihnachtsmann zur Zeit im finnischen Rovaniemi, direkt am Polarkreis. Zumindest seit dort im Zentrum Lapplands anno 1985 das touristenträchtige und mit einem eigenen Postamt ausgestattete „Weihnachtsmanndorf“ eröffnete, in dem kleine und große Kinder dem Weihnachtsmann ganzjährig(!) die Hand schütteln können. Und sofern man dem heute populären Mythos folgt, nach dem der rot bemäntelte, weißbärtige und stets gut gelaunte Greis mit einem von Rentieren gezogenen, achtspännigen und fliegenden Schlitten reist. Ho, Ho, Hoo …!
Rentiere gehören wie unser Reh- und Elchwild zu den Trughirschen. Rot-, Dam- und Sikawild dagegen zählen zu den Echten Hirschen. Und es vergeht wohl kaum eine Jägerprüfung zwischen Flensburg und Berchtesgaden, in der die Zughörigkeit der genannten Arten nicht thematisiert wird. Nach dem Warum und Weshalb wird nicht gefragt, was einerseits daran liegt, dass es 99% des Prüfungspersonals selbst nicht wissen und es andererseits – völlig zu Recht – Wichtigeres gibt. Trotzdem ist die Unterscheidung der beiden Unterfamilien kinderleicht! Bei den Trughirschen sind die unteren (distalen) Rudimente der Mittelhand- bzw. Mittelfußknochen (Metacarpales) der zweiten und fünften Finger bzw. Zehen (Geäfter) am Hauptmittelfußknochen (Kanonenbein) erhalten und mit den zugehörigen Endgliedern verbunden. Bei den Echten Hirschen sind nur die oberen (proximalen) Rudimente der Mittelhand- bzw. Mittelfußknochen des zweiten und fünften Fingers bzw. Zehs erhalten, liegen folglich oben am Kanonenbein und sind mit den zugehörigen Endgliedern eben nicht verbunden. Alles klar? Egal …
Übrigens: Zuvor wurde der Weihnachtsmann im ebenfalls im finnischen Lappland gelegenen und 486 Meter hohen Berg Korvatunturi verortet. Quasi „mitten durch den Berg“ verläuft die Grenze zwischen Finnland und Russland. Das Gebiet ist Teil des heutigen Siedlungsgebietes der samischen Urbevölkerung. Und je nachdem, welchem sämischen Dialekt man folgt, wird der Korvatunturi auch als Pelljatuõddâr, Bealljeduottar, Peljituodâr und russisch als Корватунтури oder Корватундра bezeichnet. Wie bei dem isländischen Vulkansystem Eyjafjallajökull, das bekanntlich 2010 durch einen Ausbruch zu unerwarteter Ehre gelangte, bleibt euch die Aussprache und Betonung selbst überlassen …
Wie auch immer – in jedem der genannten Fälle (außer beim Eyjafjallajökull!) lautet die Übersetzung: Ohrenberg. Denn mit etwas gutem Willen und Phantasie kann man dem Korvatunturi die Form eines Ohres zuschreiben, was wiederum gewährleistete, dass der gute Mann die Wünsche der Kinder aus aller Welt hören konnte. Da sich die Residenz des Weihnachtsmannes dort aber in einer extrem weit entlegenen Region der borealen Nadelwaldzone und noch dazu im „schwer zugänglichen“ Urho-Kekkonen-Nationalpark befand, verlegte er 1984 sein Domizil in einer nicht näher überlieferten Nacht und Nebel Aktion ins etwa 238 Kilometer entfernte Rovaniemi. Mit dem achtspännigen Schlitten, fliegend … Vermutlich.
Egal – wer von euch kleinere Kinder hat oder vielleicht auch selbst im fortgeschrittenen Alter noch einen Wunschzettel verschicken möchte, adressiere ihn bitte an die niedersächsische Filiale von Rovaniemi in Himmelsthür, einem Stadtteil von Hildesheim: An den Weihnachtsmann, Himmelsthür, 31137 Hildesheim. Gegründet wurde das Weihnachtspostamt Himmelsthür übrigens schon im Jahre 1967. In einer Zeit also, in der der Weihnachtsmann, alias Santa Claus, alias Joulupukki (finnisch) ohne eigenes Postamt noch im gewaltigen Bergmassiv des Korvatunturi (486 m hoch!) hauste. Vielleicht. Oder auch nicht. Wer weiß das schon? Egal …
Das Team der Jagdschule und Büchsenmacherei W&O Dittmann wünscht euch eine fröhliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2024 stets guten Anblick und viel Waidmannsheil. Munter bleiben! AD